Sonntag, 9. Januar 2011

„Rote Heidi“ hat ein Herz für verfolgte Christen

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Bei der Trauerfeier der koptischen St. Markusgemeinde in Frankfurt gaben sich die Promis die Klinke in die Hand. Sogar ein Prinz gab sich die Ehre.

Eine Nachlese von Klaus Lelek

Als Heidi Wieczorek-Zeul sich im Blitzlichtgewitter der Pressefotografen ins Kondolenzbuch der koptischen St. Markusgemeinde eintrug, ging ein Raunen durch die Reportermenge. Hatten ihre Parteikollegen an der denkwürdigen wie beschämenden Bundestagsdebatte am 17. Dezember, daß Thema „Christenverfolgung“ als „Ilamophobie“ herab gewürdigt, so fand die ehemalige Entwicklungsministerin und Vize SPD-Chefin, zu Schröders Zeiten die zweit mächtigste Frau der Sozialdemokraten, als Strippenzieherin ebenso gefürchtet wie bewundert, ganz andere Worte als ihre Fraktion: „Dieser Anschlag ist ein Anschlag auf uns alle! Religionsfreiheit ist keine Gnade. Außenpolitische Rücksichtnahmen sind hier fehl am Platz. Religionsfreiheit ist Ausdruck von Menschenwürde. Sie unverletzlich und unveräußerlich.
“ Ähnlich äußerte sich auch ihre Kollegin von der CDU Erika Steinbach. Da bereits ihr Parteikollege Kauder mit einer ranghohen Regierungsdelegation auf den Weg nach Ägypten zu Papst Schenuda ist, ließ sie Gnade vor Recht ergehen und erinnerte die Rote Heidi nur daran, daß bei jener denkwürdigen Bundestagsdebatte einige SPD Leute tatsächlich meinten die Kopten würden „nur diskriminiert aber nicht verfolgt“.

Für große Heiterkeit sorgte eine Geschichte aus „1001 Nacht“, die der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime Eiman Mazyek erzählte. Er meinte die Familie Mohammeds hätten bei den Kopten in Ägypten Zuflucht gefunden. Er sprach „vom Frieden, der uns verbindet“ und vom „Keil, den böse Menschen zwischen Christen und Muslime treiben wollen“. Das Ende seiner Rede ging in Buhrufen unter. „Heuchler!“ schrie eine Frau von den hinteren Stühlen Richtung Altarraum, ohne das sie deshalb jemand zur Ruhe ermahnte. Hoffentlich stirbt der arme Wolf nicht an Kreidevergiftung.
Zu den Vertretern der „Friedensreligion“, die zuerst ausgeladen und dann wieder eingeladen wurden gehörten auch Vertreter der DITIP und anderer in Frankfurt ansässigen Muslimorganisationen, die alle in Petra Roths Multikultitempel „Rat der Religionen RDR“ (Nicht zu verwechseln mit DDR) unter dem Vorsitz vom griechischen Bischof Athenagoras Ziliaskopoulus vertreten sind. Dessen Gesülze, war bereits am frühen Samstagmorgen in der Frankfurter Rundschau zu lesen. Zitat: „Der RDR hatte seine Sorge darüber geäußert, daß die guten gewachsen interreligiösen Beziehungen belastet und vergiftet werden könnten.
Es dürfe nicht zugelassen werden, daß begreifliche Emotionen (Unter den Opfern befinden sich Kinder, die Pater Pigol persönlich kennt) instrumentalisiert werden, um Mißtrauen zu schüren. Muslime dürfen nicht Kollektiv in Haftung genommen werden für Verbrechen, die mißbräuchlich im Namen ihrer Religion geschehen“. Ins gleiche Horn stieß auch Uwe Becker (CDU), der in Vertretung von OB Petra Roth und Begleitung von Integrationsdezernentin Grünberg in die Markusgemeinde gekommen war. Becker betonte, daß es keine Religion auf der Welt gäbe, die zu Haß und Gewalt aufruft., daß nicht der Islam, sondern der Islamismus die Quelle des feigen Anschlages sei.
Ganz anders die Äußerungen von Bischof Demian, dem eigentlichen Star des Abends. Souverän, diplomatisch und bisweilen sogar charmant, voller Menschenliebe, Bescheidenheit, Weisheit und sogar Humor führte er durch das Mammutprogramm des Gedenkgottesdienstes, der größtenteils den Charakter einer politischen Veranstaltung hatte. Weihrauch, Gebete, Reden von Politikern, unterbrochen von Chorälen, begleitet von surrenden Kameras und Blitzlichtgewittern von Pressefotografen bildeten einen in dieser Form wohl einmaligen und eindrucksvollen Rahmen, der sicherlich so manchem Medienvertreter immer in Erinnerung bleiben wird. „Wir beten für alle. Für die Natur, Für die Polizei, für stabile Preise.
Für den Präsidenten. Wir wollen als gleiche Bürger leben, mit gleichen Rechten. Was helfen uns blumige Statements. Wir wollen Taten sehen.“, waren nur einige von vielen eindringlichen Sätzen, mit denen der koptische Bischof das langjährige Martyrium seines Volkes in Worte kleidete. Allein daß die Täter der Attentate in Ägypten nicht bestraft werden, sei eine weitere Ermunterung zu neuen Greueltaten. Eine Äußerung, die das Statement von Ziliakopoulus als Wortbrei entlarvt, war seine eindrucksvolle Schilderung beim Vorbeigehen an einer gewöhnlichen Moschee in Ägypten, in denen die Haßtiraden gegen Christen bis auf die Straße zu hören waren. Fazit: Die Gewalt gegen Kopten ist Kollektiv und sie wird auch nicht mißbräuchlich, sondern im Namen der Religion verübt.

Salbungsvolle und warme Worte des Trostes fanden: Limburgs Bischof Tebartz van Elst, der für die ermordeten Kopten sogar eine Messe im Dom gelesen hatte, die stellvertretende Kirchenpräsidentin von Hessen und Nassau Cordelia Kopsch, der Bischof Freier Lutheraner Voigt, sowie ein Vertreter der evangelischen koptischen Kirche Dr. Tharwat. Sie alle forderten neben der bereits mehrfach angesprochenen Religionsfreiheit auch einen Schutz für Konvertiten ein. Der Hessische Staatssekretär im Justizministerium Rudolf Dr. Rudolf Kriszeleit (FDP), dessen Amtskollege Boris Rhein, den Schutz der Kopten zur Chefsache erklärt hatte, ließ gleichfalls an der Ägyptischen Rechtsauffasssung kein gutes Haar. Gegen Ende der Veranstaltung kamen noch mal die Bunteleser auf ihre Kosten. Als Vertreter des Hochadels konnte Bischof Damian seine Kaiserliche Hoheit Prinz Asfa Asserate von Ätiopien begrüßen, der im Namen der Ätiopischen Kirche, Tochterkirche der Kopten, sein Beileid und seine Bestürzung ausdrückte. Trotzdem müsse der Dialog weitergehen, meinte der Verwandte des letzten Kaisers Heide Selasi.
Etwas enttäuscht blickten Mathias Mund und Wolfgang Hübner von den Freien Wählern Frankfurt drein, die trotz ihrer Ankündigung auf PI auf dieser Veranstaltung nicht zu Wort kamen, sondern „nur Gäste“ waren, was die Laune der übrigen, vor allem koptischen Kandidaten nicht schmälerte. Einer von ihnen, Tadros Nabil, mit dem ich am Rande der Veranstaltung ein kleines Interview führte, sieht den Schlüssel zu einem friedlichen Miteinander in Ägypten wie auch bei uns vor allem in der Erziehung der Kinder. „Wenn Kinder zum Haß erzogen werden, kann es keinen Frieden geben.“ Ein Grund, warum der Ägypter mit echtem Migrationshintergrund auch einem Islamunterricht ablehnend gegenüber steht. „Dadurch werden die Kinder getrennt.“ Koptische Kinder sind sogar schon in der Mensa von muslimischen Kindern angepöbelt worden, weil sie Schweinefleisch essen.

Tadros Nabil hat Angst, daß sich der Alptraum, den sein Volk in Ägypten erlebt auch bei uns wiederholen könnte. Über die Spitzenkandidatin der Koptischen Christen in Frankfurt Martha Moussa werde ich gesondert berichten, ebenso über den SPD Kandidaten für die Kommunalwahl in Wiesbaden Mina Ghattas.

Für mich war das Medienereignis vor allem ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Tadros Nabil war bereits 2006, auf der von mir mit organisierten Demo dabei. Der ehrenamtliche Richter Mina Ghattas hat die Demonstration 2010 in Wiesbaden mit unterstützt. Die Kopten sind in der deutschen Gesellschaft angekommen. Sie haben gelernt, daß man Rechte einfordern muß. Ihre charmante Spitzenkandidatin Martha Moussa ist ein echtes Beispiel dafür, daß zwischen Menschen mit „Migrationshintergrund“ deutlich unterschieden werden muß. Multikultur ist keine Ghetto artige Monokultur, die sich durch Abschottung und Haß auf andere definiert. Die Exilchristen haben ihre Bringschuld längst erbracht. Von den Muslimen muß sie leider zum großen Teil erst eingefordert werden.


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