Sonntag, 15. Oktober 2017

Wenn der Sauerteig, der die Masse durchsäuert

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Der Sauerteig durchsäuert 
die ganze Masse

In den vergangenen Jahrzehnten haben zwei Dinge fast alle evangelikalen Gemeinden in der Schweiz umgekrempelt: pfingstlich-charismatisches Denken (sofern man diesem Fall überhaupt von „Denken“ reden sollte); jugendgemäße Gottesdienstformen.

Die Durchsäuerung mit dem Pfingstlich-Charismatischen geschah, weil man tolerant sein wollte. Man durfte falsche Lehren und falsche Praktiken nicht abweisen. Das galt als lieblos. Jugendgemäße Gottesdienste, die mehr und mehr Unterhaltung bieten, konnten von jungen Leuten gefordert und durchgedrückt werden, weil man die Demut und Geduld der älteren Geschwister ausbeutete. Man setzte sich über die Bedenken der Alten hinweg, und diese schwiegen demütig wie die Lämmer. Es war auch hier eine falsch verstandene Toleranz, die den Forschen und Frechen den Weg bahnte.

Bis in die 80er-Jahre waren in den Gottesdiensten gemeinsamer Gesang,
gemeinsames Gebet und die Predigt prägend; inzwischen sind die Gottesdienste zu Jugend-Events umgekrempelt worden. Der Prediger unterhält im Plauderton und lässig auf einem Barhocker sitzend die Gemeinde; eine Band erzeugt die gewünschte Stimmung. Wie war diese Umpolung möglich? Durch Toleranz; durch Duldung des Bösen; durch Fahrenlassen des Guten.


Bei den ersten Christen bestand das Gemeindeleben aus vier Stücken: Lehre, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet. Dabei hatte die Lehre Vorrang: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in denGebeten“ (Apg 2,42).

Weil sie wussten, dass von der gesunden Lehre alles weitere abhing, kämpften sie um die Reinheit der Lehre und wiesen Irrtümer ab (Apg 15). Wenn die Christen im 1. Jahrhundert so tolerant gewesen wären wie die Evangelikalen heute, wäre das Evangelium schon bald von den zeitgenössischen Philosophien und Religionen aufgesogen und neutralisiert geworden. Und wir wären heute nicht Christen.

Die Reformation war eine Bibelbewegung. In den reformatorischen Kirchen und den Gemeinden der Täufer hatte die Lehre Vorrang; darum kämpfte man gemäß Judas 3 um die Reinheit der Lehre. Wenn die Reformatoren so tolerant gewesen wären wie die heutigen Evangelikalen, wären wir alle noch an den Bischof von Rom und an den Aberglauben seiner Kirche gekettet.

Wenn ein Georg Whitefield und Johann Wesley so tolerant gewesen wären, wie die heutigen Evangelikalen, wäre England im 18. Jahrhundert im Sumpf des Deismus und Rationalismus untergegangen.

Die heute von den meisten Evangelikalen gepflegte Toleranz stärkt die Frechen, die Selbstverliebten, die Fleischlichen gegen die Demütigen, die Selbstlosen, die Pflichtbewussten. Sie reicht dem Widersacher Gottes die Hand: „Auch wer sich lässig zeigt in seiner Arbeit, ist ein Bruder des Verderbers“ (Spr 18,9).

Die Korinther rühmten sich ihrer Toleranz (1Kor 5,1.2). Diese Toleranz machte Bahn der Sünde: „Euer Rühmen ist nicht gut. Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert?“ (1Kor 5,6).

Bibelbundtagung 2010 in Frauenfeld
Benedikt Peters, Arbon







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